TI-Anschluss
Der Ton wird rauer!

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Die Apotheken sollen bis zum 30.09.2020 flächendeckend an die TI (Telematikinfrastruktur) angeschlossen sein. Seit Monaten herrscht unter den Kolleginnen und Kollegen Unsicherheit darüber, wie dies am Besten erfolgt. Die Warenwirtschaftsanbieter haben bereits sehr frühzeitig ihre Angebote zum Anschluss an die TI bei ihren Kunden platziert und das Rennen um den verpflichtenden Anschluss eröffnet.
Die Entscheidung für die Apotheken wäre bei mangelnden Alternativen wahrscheinlich einfach gefallen. Nur existiert dieses alternative Angebot, das nicht nur einen vermeintlichen Preisvorteil offeriert, sondern vor allen Dingen auch Vorteile beim Anschluss.

Wohin mit dem TI-Konnektor?

Eine zentrale Frage hat sich in den letzten Wochen herauskristallisiert: Sollte der Konnektor in der Apotheke oder in einem ausgelagerten Rechenzentrum stehen? Diese Fragestellung wurde v.a. durch den Anbieter RED Medical auf die Tagesordnung gebracht. RED propagiert einen alternativen Anschluss an die TI, bei der mehrere Apotheken an einer Konnektoren-Farm im sicheren Rechenzentrum angeschlossen werden und dadurch diverse Vorteile generieren. Diese sind auf der Website von RED Medical nachzulesen.

Die Warenwirtschaftsanbieter vertreiben hingegen Lösungen, mit einem Konnektor in den Apotheken. Entscheidet sich die Apotheke für ein alternatives Angebot, werden in aller Regel zusätzliche Kosten in Rechnung gestellt. Ob und in welchem Maße diese tatsächlich anfallen, ist Teil der aktuellen Diskussionen.

Die Apotheken sind die Leidtragenden!

Die Diskussion der letzten Wochen wird in erster Linie auf die Kosten und mangelnde Kompatibilität des TI-Anschlusses mit den Warenwirtschaftssystemen ausgerichtet.

Dabei dürfte es für die einzelne Apotheke eher unerheblich sein, ob über den Zeitraum von 36 Monaten der eine Hersteller vielleicht 1.000 € preisgünstiger ist als der andere. Die Kompatibilität hingegen ist ein gravierender Punkt und hier herrscht große Verwirrung, da die Aussagen der unterschiedlichen Lager sehr von einander abweichen.

Den meisten Apotheken dürfte es um die sinnvollste Lösung für ihr Unternehmen gehen. Gute Argumente für den Konnektor im Rechenzentrum liegen durchaus auf der Hand, worüber wir bei #DDA mit Jochen Brüggemann, Geschäftsführer RED Medical, bereits mehrfach gesprochen haben. Dem gegenüber stehen die Aussagen der unterschiedlichsten Warenwirtschaftsanbieter, deren Argumentation in der Regel die mögliche Inkompatibilität der Systeme beschreibt. Darüberhinaus werden aufpreispflichtige Leistungen kommuniziert, die unterm Strich den Konnektor in einem externen Rechenzentrum teurer dastehen lassen als das hauseigene Angebot.

RED Medical ist bemüht, die fraglichen Punkte in der Öffentlichkeit zu beantworten, jedoch führt dies aktuell nicht zu einer Beruhigung der Diskussionen. Im Gegenteil, aktuell nimmt das Thema noch einmal richtig Fahrt auf.

Die Leidtragenden sind die Apotheken, da Ihnen ein transparenter Vergleich der Möglichkeiten schwer fällt. Sie sind eher Spielfiguren in einem Kampf um Abschlüsse und Umsatz und weniger die Kunden, für die man das Beste im Blick hat und nach einer optimalen Lösung für ihre Wünsche schaut.

Der Ton zwischen den Anbietern wird rauer!

Aktuell verteilt NOVENTI unter den Apotheken eine Darstellung vom 29.06.2020 mit dem Titel “RED Medical Systems GMBH aus Sicht der NOVENTI”, die unserer Redaktion vorliegt. Hier werden die Angaben auf der Website von RED Medical analysiert und aus Sicht der NOVENTI kommentiert. Auch der Vortrag auf dem #DDASummit vom 18.06.2020 bietet Anlass zur Kritik. Ein wichtiges Fazit der Darstellung ist, dass das Angebot von RED unterm Strich 1.000 € teurer sei, als das Angebot aus dem eigenen Hause.

Die Antwort und Gegendarstellung von RED Medical lässt nicht lange auf sich warten und landete gestern (06.07.2020) als “Offener Brief” in den Postfächern vieler Apotheken und Geschäftspartner. Geschäftsführer Jochen Brüggemann geht detailliert auf die Darstellungen von NOVENTI ein und gibt viele Antworten zu den aufgeworfenen Punkten.

Offener Brief an NOVENTI

(Bitte auf die Grafik klicken für die vollständige Ansicht)

Der Ton wird zunehmend rauer und es steht der Vorwurf von wahrheitswidrigen und wettbewerbsrechtlich relevanten Aussagen im Raum.

Es stellt sich die Frage, wem dieser Schlagabtausch wirklich nutzen soll? Trägt dieses Hin und Her doch eher zur Verwirrung der Apothekerschaft bei, als dass es aufklärende Wirkung besitzt. Und es verstärkt sich der Eindruck, dass die Apotheken und ihre Belange zur Zeit keine Rolle in dieser Auseinandersetzung spielen.

Allerdings könnte dieses Taktieren dazu führen, dass die Apotheken das vermeintlich kleinere Übel in Kauf nehmen und den Anschluss über ihren bekannten Anbieter beauftragen, um das Thema bis zum 30.09.2020 abgeschlossen zu haben. Denn sind wir ehrlich, es gibt sicherlich spannendere Themen, als die Beauftragung eines Anschlusses an die Telematikinfrastruktur.

#DDA bietet offenes Gespräch an

#DDA hat als neutrale Apotheken-Community bereits vor einigen Tagen einen #DDA Live-Talk zwischen den Anbietern ins Gespräch gebracht. Das Ziel muss sein, über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Anschlusses zu diskutieren und nicht ausschließlich über die Preispolitik.

Die Ärzteschaft hat in den vergangenen Wochen hautnah erlebt, was passieren kann, wenn innerhalb der TI ein Fehler passiert und die Konnektoren einen händischen Eingriff benötigen. Viele Praxen waren über Wochen nicht an die TI angeschlossen. In diesem Fall scheint der Konnektor in einem externen Rechenzentrum deutliche Vorteile zu haben.

Welche Argumente sprechen dennoch für einen Konnektor in den Apotheken? Ist dies lediglich der unproblematischere Anschluss an die Warenwirtschaft, da die Technik vom selben Anbieter geliefert wird? Folgen wir der Argumentation, dass die Standards von der Gematik definiert sind und am Ende nur eine IP-Adresse im System eingetragen werden muss, scheint dieses Argument nicht besonders überzeugend.

Es wäre daher wünschenswert, wenn die aktuelle Diskussion auf die Sachebene zurückkehrt und im Sinne der Apothekerschaft geführt wird. Das Angebot an alle Beteiligten, einen offenen Live-Talk durchzuführen, steht und wir würden uns im Sinne der Apothekerschaft freuen, wenn es zu dieser Runde kommt!

Wenn Du über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden bleiben möchtest, trage Dich in unseren #DDA Newsletter ein!

Wir werden einen möglichen Termin rechtzeitig kommunizieren!


Eine Antwort von NOVENTI hat nicht lange auf sich warten lassen! awinta entschuldigt sich bei RED Medical!

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